Karstadt: Innenstädte attraktiver machen
Karstadt bleibt Kiel erhalten – das sind gute Nachrichten für die Beschäftigten und ein Durchatmen beim Kampf um eine belebte Innenstadt auch nach Corona. Große Freude kann ich dennoch nicht empfinden. Als Bundestagsabgeordneter und langjähriger Gewerkschafter betrachte ich den Sturz von Karstadt mit großer Sorge und Enttäuschung. Die Schließung der Filialen in Lübeck, Flensburg, Neumünster und Norderstedt ist ein herber Verlust für Schleswig-Holstein. Als Kieler Abgeordneter ist mir klar: Ein Kaufhaus macht noch keine belebte Innenstadt.
Wir müssen gemeinsam vorgehen gegen den Aderlass des stationären Einzelhandels. Der Kahlschlag bei Karstadt insgesamt zeigt: Das Modell „Kaufhaus“ hat es in Zeiten von Amazon schwer – Corona hat diesen Trend noch verstärkt. Für eine belebte Kieler Innenstadt brauchen wir gezielte Maßnahmen. Gewerbevermieter müssen ihre hohen – zum Teil exorbitanten – Mieten reduzieren. Die Innenstadt muss zum Erlebnis auch abseits von Kaufhäusern oder Boutiquen sein. Dafür brauchen wir eine Steigerung der Aufenthaltsqualität. Ich bin überzeugt, dass allein der Kleine-Kiel-Kanal viel dazu beiträgt. Hier sorgen die Städtebauförderung des Bundes und eine gute Idee vor Ort dafür, dass aus einer sanierungsbedürftigen Bushaltestelle ein Platz am Wasser wird. Ich unterstütze Ulf Kämpfer in seinem Engagement für die Kieler Innenstadt. Es wird uns nur mit vereinten Kräften gelingen, den lokalen Einzelhandel zu retten und neu zu beleben. Gerade in der Krise hat zudem die Kieler Einzelhandels- und Gastronomie gezeigt, was in ihr steckt. Diese Energie brauchen wir um das Überleben der Innenstadt langfristig zu sichern – aus „Kiel hilft Kiel“ muss jetzt „Kiel gestaltet Kiel“ werden!
Deutschlandweit droht der Verlust von 6.000 tarifgebundenen Arbeitsplätzen. Wir geben die vielen Jobs nicht kampflos auf: Das Bundesministerium für Arbeit sorgt für eine Transfergesellschaft, durch die es für die betroffenen Beschäftigten eine tarifliche Absicherung für sechs Monate geben wird. Ich begrüße diesen Schritt, aber für mich steht fest: Aus dieser Auffanggesellschaft muss eine Chance auf dauerhafte tarifgebundene Arbeitsplätze entstehen. Es gilt nicht nur um Arbeitsplätze an sich zu kämpfen, sondern um tarifgebundene Arbeitsplätze. Ein Sterben von Galeria Karstadt Kaufhof hat starke negative Entwicklungen für die betroffenen Kommunen und deren Einzelhandelsstruktur. Wir verlieren die Arbeitsplätze der Beschäftigten sowie lokalen Handel mit Mitbestimmung und Steuereinnahmen.