Warum machen Sie eigentlich Politik? – Interview mit Mathias Stein
Als Abgeordneter im Deutschen Bundestag ist Mathias Stein beinahe jede zweite Woche in Berlin, um Anträge zu erarbeiten und an Sitzungen des Bundestags teilzunehmen. Die restliche Zeit ist er vor Ort in Kiel und trifft viele Menschen aus unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft.
Sie sind seit 2017 Abgeordneter im Deutschen Bundestag. Warum machen Sie eigentlich Politik?
Dass ich in der Politik gelandet bin, lag schlicht an meiner Familie: Von Kindesbeinen an wurde bei uns Zuhause politisch diskutiert. Später verschlang ich haufenweise Bücher zur Geschichte der Arbeiterbewegung.
Das führte mich zu den Falken, ins Jugendwerk der Arbeiterwohlfahrt und mit 16 Jahren in die SPD.
Sie sind früh in die SPD eingetreten und haben 1992 die SPD verlassen. 1996 sind Sie dann wieder in die SPD eingetreten. Wie kommt das?
1992 bin ich wegen des damaligen Asylkompromisses ausgetreten. Vier Jahre später bin ich wieder eingetreten. Denn ich teile die Grundwerte der Sozialdemokratie und möchte daran teilhaben, dass sie sich in politisches Handeln übersetzen.
Welche jüngsten Erfolge konnten Sie für Ihren Wahlkreis erzielen?
Wir konnten in den letzten Jahren viele Bundesfördermittel nach Kiel holen. Fördermittel gibt es für die unterschiedlichsten Themenfelder: Denkmalschutz, Kultur, für die Sanierung von Einrichtungen oder beispielsweise Mittel zur Förderung des Klimaschutzes.
Erst kürzlich, im März 2023 hat die Stadt Kiel 1.943.100 Euro aus dem Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ für den Ausbau des Schützenparks zugesprochen bekommen. Hiermit hat die Stadt die notwendigen Mittel zur Verfügung, damit im Kieler Stadtgebiet ein schöner Rückzugs- und Aufenthaltsort für die Kieler*innen entstehen kann. Wussten Sie, dass der Schützenpark unter Denkmalschutz steht und als eine von zwei dokumentierten Luftleitbahnen der Stadt eine wichtige Funktion für Kiels Luftzufuhr einnimmt?
Wann werden die Arbeiten durchgeführt?
Bis zum Jahr 2026 soll unter anderem die Schlammschicht im Teich entfernt werden. Dadurch wird der Sauerstoffhaushalt verbessert und dafür gesorgt, dass neue Tier- und Pflanzenarten angesiedelt werden können. Zusätzlich werden die Eingangsbereiche neu gestaltet und das Wegenetz überarbeitet, damit Fußgänger*innen und Radfahrer*innen den Park ohne Konflikte durchqueren können. Mit den Mitteln, die vom Bund zur Verfügung gestellt werden, wird einem der ältesten Parks in Kiel also neues Leben eingehaucht.
Gibt es auch Projekte, die auf dem Ostufer geplant sind?
Ja, als Verkehrspolitiker habe ich mich insbesondere gefreut, dass der Ausbau der Veloroute auf dem Ostufer mit über 6,5 Millionen Euro gefördert wird. In Kiel steigen immer mehr Menschen auf das Fahrrad um. Mit den Mitteln bringen wir die Verkehrswende in Kiel weiter voran und sorgen dafür, dass der Kieler Radverkehr noch attraktiver und sicherer für die Menschen gestaltet wird – damit in Zukunft mehr Menschen Alternativen zum Auto nutzen.
Welche gesellschaftlichen Entwicklungen haben Sie zuletzt kritisch beobachtet?
Leider zeigen sich in unserer Gesellschaft in letzter Zeit wieder vermehrt antisemitische Tendenzen. Diesen müssen wir uns auch politisch immer wieder entgegenstellen. Deshalb habe ich mich besonders gefreut, dass Mittel aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm 2022 an die Jüdische Gemeinde Kiel und Region e.V. gingen.
Was ist dort im Detail geplant?
Mit den Mitteln aus dem Bundeshaushalt wird der Anbau der Synagoge sowie die Sanierung des bestehenden Gemeindezentrums in der Wikingerstraße 6 mit 385.000 Euro unterstützt. Die Jüdische Gemeinde nutzt das Gebäude als Synagoge und Gemeindezentrum. Damit die Gemeinde genügend Platz hat und um den Anforderungen an Barrierefreiheit und Brandschutz gerecht zu werden, ist ein Anbau notwendig. In diesem wird die Synagoge und der Gemeinderaum untergebracht werden. Ohne finanzielle Unterstützung wäre die Sanierung für die Gemeinde nicht zu stemmen.
Was verbinden Sie persönlich mit der geplanten Maßnahme?
Hier wird nicht nur ein Stück Kieler Geschichte gerettet, sondern es entsteht ein Ort der Begegnung und des Gebets für die Jüdische Gemeinde. Als junger Mann habe ich meinen Freiwilligendienst im Kibbuz in Israel absolviert.
Welche weiteren Projekte stehen in den Startlöchern?
Das sind nur einige Projekte in Kiel, die mit Fördermitteln vom Bund möglich gemacht wurden. Und die nächsten Ausschreibungen laufen schon. Ich bin mir sicher, dass wir auch in diesem Jahr Fördermittel nach Kiel holen können.