Vision 2040 – Munitionsfreie Ostsee

Schnell erreichbar und schon fast selbstverständlich nehmen wir die Ostsee, in unserem täglichen Leben war. Ein Ort, der in heißen Sommertagen für Abkühlung sorgt und selbst im Winter für die ganz Mutigen für einen Frischekick bereitsteht. Selten macht man sich Gedanken darüber, dass vor Kiels Haustür tonnenweise Munition vor sich hin rostet. 

Welche Munition liegt auf dem Meeresboden?

Auf dem Meeresboden der Nord- und Ostsee finden sich zahlreiche Bomben, Minen und andere Typen von Munition, die bei Kriegshandlungen, Manövern oder im Rahmen gezielter Entsorgungen im Meer versenkt wurden.

Wieviel Altlasten gibt es?

In der Ostsee schätzt der Bund die Munitionsaltlasten auf mindestens 300.000 Tonnen konventionelle und rund 5.000 Tonnen chemische Munition. In der Nordsee werden hingegen noch erheblich größere Mengen vermutet.

Welche Gefahr geht von der Munition aus?

Expert*innen sagen, dass ein Teil der Munition möglichst zeitnah geborgen werden sollte, da die Hülle im Salzwasser so stark rostet, dass der Sprengstoff ins Wasser gelangen und eine Bedrohung für Umwelt und Menschen darstellen könnte. Somit geht eine große Gefahr von der Munition aus.

Werden die freigesetzten Giftstoffe überwacht?

Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel untersucht seit 2019 besonders belastete
Meeresgebiete in der Ostsee und nimmt regelmäßig Wasserproben. Dieses Monitoring findet meistens an Bord von Forschungsschiffen statt. Auch untersucht das GEOMAR das Versenkungsgebiet „Kolberger Heide“ in der Kieler Bucht. Hier setzen die Wissenschaftler*innen autonome Roboter ein, die Kampfmittel aufspüren.

Wie soll die Munition im Meer beseitigt werden?

Die Bergung und Entsorgung der Munition im Meer ist schwierig. Die derzeit existierenden Methoden sind sehr kostenintensiv und zeitaufwendig. Aus diesem Grund unterstützt die Bundesregierung die Entwicklung innovativer Methoden zur Kampfmittelräumung durch das Maritime Forschungsprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums.

Was macht die Politik?

Die Bergung der Altlasten ist eine kostspielige Angelegenheit. Meine Kollegin Bettina Hagedorn, Mitglied im Haushaltsausschuss des Bundestages, setzte sich im vergangenen Jahr dafür ein, dass der Bundeshaushalt 2023 genügend Mittel zur Verfügung stellt, damit eine Bergungsplattform in Auftrag gegeben werden kann. Mithilfe von Robotertechnik soll die Bergung auf hoher See erprobt und evaluiert werden.

Nach langen Diskussionen innerhalb der Koalition konnte die SPD-Fraktion im Haushalt die zur Verfügung gestellten Mittel auf 102 Millionen Euro erhöhen. Allerdings kann diese Mammutaufgabe nicht alleine vom Bund gestemmt werden. Auch das Land Schleswig-Holstein ist in der Pflicht, seinen Teil dazu beizutragen. Leider bleibt die schwarz-grüne Landesregierung in ihrem Koalitionsvertrag sehr vage, wenn es um die Entsorgung der Altlasten geht. Im Haushalt für das Jahr 2023 ist das Thema nur zu einem ganz kleinen Teil mitbedacht.