LKW-Fahrer am Kieler Ostuferhafen sprechen über ihre Arbeitsbedinungen
Auf dem Gelände des Kieler Ostuferhafens konnte ich mit einigen LKW-Fahrern ins Gespräch kommen. Begleitet wurde ich dabei von Michael Wahl von der DGB-Initiative ‚Faire Mobilität‘, Nicolai Franke, Gewerkschaftssekretär für Speditionen und Logistik bei der ver.di sowie einer Dolmetscherin. Im Gespräch mit den LKW-Fahrern konnte ich mir einen Eindruck von Ihrer persönlichen Situation verschaffen.
Meine Beobachtungen:
1.) Wer fährt die LKW?
Bei unserem Besuch wurden LKW mit Kennzeichen aus Osteuropa vorwiegend von Fahrern aus Nicht-EU-Ländern wie der Ukraine, Belarus, Kirgistan, Kasachstan, Usbekistan, Moldau oder den Philippinen gesteuert.
Um die Persönlichkeitsrechte der LKW-Fahrer zu wahren und sie vor möglichen Repressionen ihres Arbeitgebers zu schützen, wurden diese auf den Bildern unkenntlich gemacht.
2.) Was schildern die Fahrer?
Die Fahrer berichten, dass sie 4 bis 8 Wochen ohne Unterbrechung durch Westeuropa fahren müssen. Dabei schlafen sie durchgehend in ihrer kleinen Fahrerkabine und leben auf wenigen Quadratmetern im LKW.
3.) Was verdienen die Fahrer?
Die Fahrer berichten, dass sie nicht den derzeit gültigen Mindestlohn von mind. 10,45 Euro pro Stunde erhalten, sondern einen pauschalen Betrag von 50 bis 70 Euro pro Tag, inkl. Spesen und notwendiger Auslagen.
Ein LKW-Fahrer sagt: „Niemand von uns kommt nach Deutschland, um ein schönes Leben zu führen. Ich bin jetzt 6 Monate im LKW. Ich kriege 70 Euro am Tag. Die Firma sagt, sie würde uns jetzt den Mindestlohn nach deutschem Recht zahlen. Bei 10 Arbeitsstunden müsste das doch mehr sein als 70 Euro, oder?“
Ein anderer Kraftfahrer erzählt: „Niemand von uns schläft im Hotel. Der Arbeitgeber sagt, wir müssen auf die Fracht aufpassen. Wenn jemand kontrolliert, ob wir 45 Stunden im LKW verbringen, verstecken wir uns, gehen in die Stadt. Wir müssen ständig lügen.“
4.) Wer unterstützt die Betroffenen?
Begleitet wurde ich von Michael Wahl von der DGB-Initiative ‚Faire Mobilität‘, Nicolai Franke, Gewerkschaftssekretär der ver.di für Speditionen und Logistik sowie einer Dolmetscherin, welche regelmäßig LKW-Parkplätze besuchen.
5.) Was machen die LKW am Hafen?
Im Kieler Seehafen wurde im Jahr 2021 ein Frachtvolumen von 7,6 Millionen Tonnen umgeschlagen. Die befragten LKW-Fahrer berichten, dass sie im Auftrag von Unternehmen wie DHL, Amazon oder Ikea unterwegs seien.
6.) Was kann die Politik machen?
Als SPD-Bundestagsabgeordneter ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, mich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Beschäftigte aus mittel- und osteuropäischen Ländern auf dem deutschen Arbeitsmarkt einzusetzen. Davon profitieren wir alle.
Die Verkehrssicherheit wird erhöht:
Lenkzeitüberschreitungen und prekäre Beschäftigungsformen führen zu Übermüdung und Ablenkung im Straßenverkehr. Unfälle mit Beteiligung von LKW haben meist schwere und schwerste Folgen für alle Beteiligten.
Der Wettbewerb wird gestärkt:
Dumpinglöhne verzerren die Marktbedingungen in der Speditions- und Logistikbranche. Speditionen, die faire Löhne zahlen wollen, stehen schon jetzt unter großen Druck und können es sich kaum noch leisten, gute Arbeitsbedingungen anzubieten und höhere Gehälter auszuzahlen.