Mathias Stein und Zuschauer:innen im Sportheim der SV Friedrichsort § Foto: Fabian Reichardt

Starker Standort mit Motivation zum Aufbruch: Maritime Wirtschaft in Pries/Friedrichsort stärken

Schon seit längerem hatte ich geplant gemeinsam mit dem SPD-Ortsverein Pries/Friedrichsort zur Diskussion über Perspektiven für den Stadtteil und die maritime Wirtschaft im Kieler Norden einzuladen. Die Ankündigung von der Caterpillar-Geschäftsleitung in der vergangenen Woche, den Standort in Friedrichsort zu schließen und so bis Ende 2022 alle Arbeitsplätze komplett abzubauen hat gewirkt wie ein Donnerhall und der Veranstaltung noch einmal eine ungeahnte Brisanz verliehen.

Es ist eine absolute Frechheit, wie Caterpillar mit seinen mehr als 600 Beschäftigten umgeht, die sich zum Teil seit Jahrzehnten für das Unternehmen eingesetzt haben oder die gerade hochmotiviert in ihre Ausbildung starten wollten. Informations- und Mitbestimmungsrechte werden nicht eingehalten. Ohne Vorankündigung und ohne die Möglichkeit Rückfragen zu stellen, wurde den Beschäftigten im Rahmen einer Videokonferenz die Unternehmensentscheidung mitgeteilt. Ich stehe gemeinsam mit den Gewerkschaften solidarisch an der Seite der Beschäftigten und ihrer Familien und werde mit allen Mitteln, die mir als Kieler Bundestagsabgeordneter zur Verfügung stehen, um die Arbeitsplätze kämpfen.

Doch bei unserer Diskussion gestern ging es natürlich nicht allein um Caterpillar, sondern allgemein um Perspektiven fürs Arbeiten und Leben im Stadtteil. Pries/Friedrichsort ist traditionell ein Industriestandort, insbesondere der maritimen Wirtschaft und des Lokomotivbaus. Beides bietet auch heute Chancen für den spannenden Stadtteil im Kieler Norden.

Um die Industriearbeitsplätze nachhaltig abzusichern, braucht es die Unterstützung auf allen politischen Ebenen. Zudem brauchen wir noch mehr Vernetzung und Kooperation vor Ort. Wir haben Hochschulen mit Innovationskraft und spannenden Ideen für eine moderne, klimafreundliche und digitalisierte maritime Wirtschaft sowie Mobilität auf dem Wasser sowie der Schiene. So können in Kiel eingesetzte Fähren in Zukunft hier in Friedrichsort gebaut und auch militärische Schiffe für die Bundesrepublik deutlich mehr im Inland gefertigt werden. Gemeinsam mit der Forschung und Wissenschaft, den Unternehmen vor Ort und der Gewinnung von Investor*innen schaffen wir hier den Aufbruch, der schon während der Diskussion zu spüren war.

Im Deutschen Bundestag setze ich mich gemeinsam mit meinen norddeutschen SPD-Kolleg*innen (der „Küstengang“) dafür ein, dass die maritime Industrie stärkere Unterstützung durch die Politik erfährt. Förderprogramme und andere staatliche Unterstützungen müssen stärker an ihre Beschäftigungswirkung geknüpft werden. Der Bund muss öffentliche Aufträge vorziehen, um Arbeitsplätze zu sichern. Ziel ist zudem, die Potenziale der nachhaltigen Schifffahrt („Green Shipping“) noch stärker zu nutzen.

Ein starker Vorteil für den Wirtschaftsstandort in Pries/Friedrichsort ist die Schienenanbindung. So können auch Staus und ein erheblicher Schwerlastverkehr auf den Straßen eingegrenzt werden.

Mit Blick auf die geplante Entwicklung des ehemaligen MFG5 Geländes braucht es ein beständiges und rechtzeitiges Einbinden der Bevölkerung mit mehr Information, was bereits geplant oder im Gespräch ist. Das vitalisiert die so wichtige Identifikation und das Bewusstsein zwischen der Wirtschaft und Bevölkerung vor Ort mit dem Stadtteil und seinen Potentialen, die mit jedem Stapellauf eine ganz besondere war. Als ehemaliger Ortsbeiratsvorsitzender in Pries/Friedrichsort erinnere ich mich gut an dieses immer wieder beeindruckende Erlebnis für Groß und Klein.

Auch wurde deutlich, dass die örtlichen kleinen und mittleren Unternehmen sich ganz besonders mit ihrem Standort identifizieren und ihre Verantwortung spüren. Das braucht politisch ordentlichen Rückenwind! Ein wichtiger Punkt dabei ist die Entbürokratisierung. Hier habe ich mit der SPD-Bundestagsfraktion mit dem Planungsbeschleunigungsgesetz für Erleichterungen gesorgt, die Wettbewerbsnachteile durch komplizierte bürokratische Abläufe für unsere Wirtschaft abbauen. Doch wir können noch viel von unseren europäischen Freund*innen Dänemark, Niederlande und Finnland lernen.