Piktogram Fußverkehr auf der Straße

So geht’s in Kiel zu Fuß besser voran!

Kiel zu Fuß: Gemeinsam mit der SPD im Kieler Rathaus habe ich vom 1. April bis zum 13. Mai dazu aufgerufen, Verbesserungsvorschläge für den Fußverkehr in Kiel einzubringen. Ich freue mich sehr über die große Resonanz: Mehr als 150 Anregungen haben wir erhalten. Dies zeigt mir, wie vielen Menschen mehr Sicherheit und Attraktivität für Fußgänger*innen am Herzen liegen.

Wir haben die Anregungen ausgewertet, nach Stadtteilen sortiert und an die Ortsbeiräte weitergegeben. Alle Anregungen finden Sie unter www.kielzufuss.de. Zudem hat die Kieler SPD-Ratsfraktion einen Antrag zur Verbesserung des Fußverkehrs erarbeitet, der im Juni in der Kieler Ratsversammlung beschlossen wurde. Den Beschluss finden Sie unter: www.ratsinfo.kiel.de. Eine Übersicht über die wichtigsten Vorschläge und politische Beschlüsse bzw. Forderungen finden Sie hier.

Kiel zu Fuß – Die Auswertung

Wir haben drei herausragende Problemfelder festgestellt.

Zu wenig Platz durch Autos, die auf Gehwegen parken. 

Das Problem:

Menschen mit Kinderwagen / Rollatoren kommen an vielen Stellen in Kiel nur schwer durch, da es Autos erlaubt ist (ganz oder halb) auf dem Gehweg zu parken. Es ist oft kaum möglich, zu zweit nebeneinander zu gehen oder bequem ein Fahrrad zu schieben. Im Sommer wachsen noch die Hecken in den Gehweg und verschärfen das Problem.

Ein Bürger aus Hassee schreibt zur Hamburger Chaussee: „Der Gehweg ist sehr schmal. Teilweise parken Autos so ungünstig, dass die verbleibende Gehwegbreite für Kinderwagen und Rollstühle nicht ausreichend ist, und man gezwungen ist, stellenweise auf die stark befahrene Straße auszuweichen. Es fehlt in dieser Fahrtrichtung auch ein Fahrradweg. Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob die Hamburger wirklich in dieser Breite bestehen muss. Hier wir aufgrund der quasi vierspurigen Ausführung häufig unangemessen schnell gefahren wird.

Einige Straßen mit zugeparkten Gehwegen, die häufig genannt wurden: Harmsstraße am Südfriedhof, Clausewitzstraße am Blücherplatz, Starnberger Straße in Elmschenhagen, Stinkviertel.

Dabei ist das Parken auf dem Gehweg oft gar nicht rechtmäßig angeordnet. So dürfen laut Straßenverkehrsordnung eigentlich nur Gehwege zum Parken freigegeben werden, wenn genügend Platz für den unbehinderten Verkehr von Fußgängern gegebenenfalls mit Kinderwagen oder Rollstuhlfahrern auch im Begegnungsverkehr bleibt. Nach den gültigen Straßenbau-Richtlinien muss ein solcher Gehweg(rest) mindestens 2,20 Meter breit sein.

Wie geht es weiter?

Auf Bundesebene gehen wir dieses Problem grundsätzlich an und wollen die Möglichkeiten für die Kommunen stärker eingrenzen: Im Mai hat der Deutsche Bundestag auf Betreiben der SPD-Bundestagsfraktion einen Antrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit beschlossen. Darin heißt es unter anderem:  Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf, zukünftig in der StVO sicherzustellen, dass Gehwege insbesondere für den Fußverkehr frei bleiben und nicht als Abstellplätze für Fahrzeuge zweckentfremdet werden (Beschluss „Vision Zero – Unser Leitbild für die Verkehrssicherheit“).

In Kiel müssen wir im Einzelfall prüfen, in welchen Straßen auf dem Gehweg besonders wenig Platz bleibt. Im Juni hat die Kieler Ratsversammlung beschlossen: Ab 2022 soll schrittweise geprüft werden, ob auf Schulwegen, vor KiTas, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen und Alten- und Pflegeheimen Gehwegparkbereiche angeordnet wurden, die nicht den aktuellen Voraussetzungen (gemäß Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung) entsprechen. Für den Fall der „Falschanordnung“ ist dort die Gehwegparkregelung zu ändern. Hierzu sollen auch Vorschläge der Ortsbeiräte geprüft werden.

Verunsicherung durch Radfahrende auf Gehwegen. 

Die Probleme:
  • Radfahrende fahren zu schnell dort, wo eine gemeinsame Nutzung angeordnet ist. Als Beispiel wurde die südliche Kiellinie genannt. So schreibt eine Bürgerin: „Auf der Kiellinie ist mit Fahrrad nur Schritttempo erlaubt. Was nie kontrol-liert wird. Tagsüber von 9h bis 22h sollte der Radverkehr komplett verboten werden auf der Kiellienie.
  • Radfahrende fahren unerlaubterweise dort, wo das Radfahren verboten ist (auf dem Gehweg, im Park).
    Hier wurden viele Straßen genannt, beispielsweise die Promenade in Schilksee: „Immer wieder fahren Menschen mit Fahrrad auf der Promenade, obwohl es nicht gestattet ist. Dadurch geraten kleine Kinder in Gefahr, alte Menschen erschrecken und fühlen sich unsicher und unwohl. Ab und zu eine kleine Ordnungsstrafe von den Radfahrern zu verlangen, wirkt nicht. Es müssen lei-der „richtige“ Verbotsschilder angebracht werden, zumal die Promenade im-mer voller wird. Die jetzigen Schilder sind anscheinend zu freundlich und werden nicht ernst genommen.
    Weitere häufig genannte Beispiele: Alte Schwentinebrücke, Esmarchstraße
Wie geht es weiter?

Rücksicht im Verkehr kann nur funktionieren, wenn sich alle Beteiligten an die Regeln halten. Der Schutz der Gehwege vor unerlaubtem Radverkehr und Falschparker*innen muss verbessert werden. Denn gerade ältere Menschen und Menschen mit Behinderung fühlen sich in einigen Straßen nicht sicher, sie sind jedoch ganz besonders auf Gehwege angewiesen. Im Juni hat daher die Kieler Ratsversammlung beschlossen: Die Sicherung von Gehwegen vor unerlaubtem Radverkehr und durch falschparkende Autos durch barrierefreie bauliche Maßnahmen einerseits und Informationskampagnen andererseits soll von der Stadt verfolgt werden.

Zudem zeigt sich hier, dass die Förderung von Rad- und Fußverkehr nicht getrennt voneinander betrachtet werden darf. Gerade Kopfsteinpflaster ist für Radfahrende sehr unattraktiv und bei Regen sogar gefährlich. Wo es breite und sichere Radwege gibt, haben Radfahrende gar kein Interesse daran auf dem Gehweg zu fahren.

Möglichkeiten, die Straße sicher zu überqueren, fehlen. 

Das Problem:

An vielen Stellen in Kiel fehlen sichere Straßenquerungen. Oft wurde der Wunsch nach Zebrastreifen geäußert, gerade im Umfeld von Schulen oder an der Uni (Olshausenstraße). Viele Menschen wünschen sich beispieslweise auch in Hassee am Uhlenkroog einen Zebrastreifen: „Ich würde mir am Eingang zum Tiergehege Uhlenkrog einen Zebrastreifen wünschen. Und damit bin ich wahrscheinlich nicht der Einzige. Obwohl hier max. 30 km/h erlaubt sind, halten sich bei weitem nicht alle Kfz-Fahrer daran. Hier gehen viele Familien, Senioren, Schulkinder über die Straße, auch weil es eine Abkürzung nach Russee ist. Wenn die ganze Kolonne nach einem Bahnverkehr dann den Schlenker über Altenrade/ Neuenrade macht, steht man als Fußgänger gern mal mehrere Mi-nuten. Gerade wer langsam zu Fuß ist, wird genötigt zu warten.

Wie geht es weiter?

Im Juni hat die Kieler Ratsversammlung beschlossen: „Die Möglichkeiten, die Zebrastreifen und Tempo 30-Zonen bei der Fußverkehrs-förderung bieten, sollten stärker ausgeschöpft werden. Verkehrsinseln mit Temporeduzierung sollen verstärkt gebaut werden.“ Zudem sollen die Mittel für bauliche Maßnahmen, mit denen Kreuzungen umgebaut werden, erhöht werden.

Ich werde auf Bundesebene weiter dafür kämpfen, dass die Kommunen mehr Spielraum bei der Förderung des Fußverkehrs bekommen und insbesondere die Anordnung von Tempo 30 zur Verkehrsberuhigung erleichtert wird.