Jemand steht hinter einem Tisch und packt ein Paket

Zero Waste: Nachhaltigkeit im Alltag, politische Initiativen zur Müllreduzierung

Kaffee im To-go-Becher, Mittagessen auf dem Plastikteller mit Plastikbesteck – das Verbot von Verzehr vor Ort zur Eindämmung der Corona-Pandemie lässt unsere (leider ohnehin schon viel zu hohen) Plastikmüllberge noch weiter ansteigen. So werden stündlich allein rund 320.000 Einweg-Becher in Deutschland verbraucht.

Immer wieder landet Verpackungsmüll nach der Verwendung in der Natur. Und die kleinen Kunststoffteilchen, aus denen eine Verpackung besteht, lösen sich nicht einfach in Luft auf, sondern werden vom Wind weggeweht, vom Regen in Flüsse und Seen gespült, von Vögeln aufgepickt oder von Fischen verschluckt. Selbst wenn man seinen Müll ordnungsgemäß entsorgt und trennt, kann nur ein geringer Anteil davon recycelt werden – und das unter hohem Energieaufwand. Der andere Teil wird verbrannt, die Umwelt leidet. Die beste Alternative ist, erst gar keinen Müll entstehen zu lassen. Das spart Ressourcen und schützt die Umwelt. Durch die Vermeidung giftiger Stoffe, die in Plastik(-verpackungen) enthalten sind, schützt man zudem die eigene Gesundheit.

Die EU-Kommission hat dieses Problem schon vor einiger Zeit erkannt und beschlossen, dass Plastikgegenstände, für die es bereits bessere Alternativen gibt, ab dem 3. Juli 2021 in allen EU-Mitgliedstaaten verboten sind. Das gilt unter anderem für Plastikgeschirr, Plastikbesteck, Strohhalme aus Plastik, Verpackungen für warme Speisen und Getränke aus Styropor und Wattestäbchen aus Plastik. Außerdem sollen ab 2030 sämtliche Plastikflaschen zu mindestens 30 Prozent aus recyceltem Material bestehen. Aber es gibt ja nachhaltige Alternativen: echte Stroh-Halme oder aber mehrfach zu verwendende Alternativen aus Glas oder Aluminium. Und Brotdosen haben wir ja schon im Kindergarten verwendet – da brauchen wir ja jetzt keine Plastikverpackungen.

Der Deutsche Bundestag hat im September für die Verbote der EU-Kommission gestimmt, die somit ab Sommer 2021 in Deutschland in Kraft treten werden. Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat außerdem angekündigt das Verpackungsgesetz verschärfen zu wollen, um so die Gastronomie zu verpflichten, Mehrweg-Verpackungen zu benutzen. Die Idee ist, dass Plastiktüten und Pappbecher durch wiederverwendbare Alternativen ersetzt werden müssen  und die Pfandpflicht auch auf Saft- und Weinflaschen, Sektdosen, Mischgetränke und Spirituosen ausgeweitet werden soll. Ich begrüße diesen Vorstoß!

Als Kieler Bundestagsabgeordneter bin ich stolz, dass die Landeshauptstadt Kiel in Sachen Müllvermeidung eine echte Vorreiterin ist: Bereits im Jahr 2018 hat die Ratsversammlung beschlossen, dass Kiel zur „Zero Waste City“, also „Null-Abfall-Stadt“, werden soll. Damit verpflichtet sich die Stadt Kiel, die Vermeidung von Abfällen als dauerhaften Handlungsauftrag der Verwaltung im gesamten Stadtgebiet zu forcieren und zur Schonung wertvoller Ressourcen beizutragen. Im November 2020 wurde ein Konzept vorgelegt, um das Ziel zu erreichen, die Gesamtabfallmenge pro Kopf pro Jahr bis 2035 durchschnittlich um 15 Prozent zu reduzieren und die Haus- und Geschäftsabfälle, umgangssprachlich auch Restabfälle, bis zum Jahr 2035 zu halbieren.

Ich bin überzeugt, dass wir das Thema Müllvermeidung auf möglichst allen politischen Ebenen angehen müssen und jeder Einzelne mitmachen muss. Und das ist ein Gewinn für alle: Denn nachhaltiges Verhalten bedeutet meist nicht Verzicht, sondern Wiederverwenden, Verschenken, Tauschen macht richtig Spaß!

Ein erster Schritt kann schon sein, im Supermarkt gezielt Produkte ohne Verpackung zu kaufen, zum Beispiel loses Obst, oder auf das „Blauer Engel“-Siegel zu achten, das besonders umweltfreundliche Produkte auszeichnet. Auch ganz grundsätzlich kann man überlegen, ob es nicht sinnvoller ist, Produkte „Second Hand“ oder gebraucht zu kaufen und Dinge lieber zu reparieren, als sie direkt wegzuwerfen. Ganz Kreativen gefällt vielleicht auch die Idee einer „Tauschparty“ mit Freund*innen, die sich vielleicht über etwas freuen, was man selbst hätte wegwerfen wollen.

Gerade jetzt in der Weihnachtszeit steht uns einmal mehr die traditionelle „Verpackungsschlacht“ bevor. So schätzt die Bundesregierung, dass jedes Jahr ca. 20-30 Prozent mehr Müll rund um die Feiertage entsteht, was vor allem an unendlich viel Verpackungsfolie liegt, die meist aus Kunststoff besteht und sich schlecht bis gar nicht recyceln lässt. Dieser weihnachtliche Müllberg kann aber verhindert oder zumindest verkleinert werden, wenn man überlegt, ob man in diesem Jahr nicht doch vielleicht eher gemeinsame Zeit oder Erlebnisse als materielle Dinge verschenkt. Die Konzert- und Opernhäuser sind wahrscheinlich auch dankbar, wenn man sie in dieser für sie unsicheren und schweren Zeit mit dem Verschenken eines Gutscheins für eine zukünftige Vorstellung unterstützt. So tut man gleich dreifach etwas Gutes: Man nimmt sich Zeit für einen geliebten Menschen, man trägt etwas zu weniger Verpackungsmüll bei und man unterstützt die Kulturbranche. Viele weitere nachhaltige Tipps rund um Weihnachten könnt ihr auch hier finden: https://www.greenality.de/blog/nachhaltige-weihnachten/

Wenn es aber doch etwas Materielles sein soll, sollte zunächst darüber nachgedacht werden, ob das der oder die Beschenkte auch wirklich braucht. Wenn das so ist, kann es mit alternativem Geschenkpapier verpackt werden, z.B. mit recyceltem oder Packpapier, oder es vielleicht einfach gar nicht verpacken.

Das Thema Müllreduzierung zeigt uns, wie wichtig es ist, für die Lösung auf verschiedenen Ebenen anzusetzen. Sowohl die Politik, auf EU-Ebene, im Bund und in den Kommunen, als auch jede*r persönlich kann etwas in Richtung „Zero Waste“ unternehmen. Denn weiterhin auf diesem schönen Planeten leben zu können, wünschen wir uns doch alle, nicht nur zu Weihnachten, oder?