Bericht über die politische NOK-Radtour

Der Nord-Ostsee-Kanal wird 125! Als eine der wichtigsten Wasserstraßen verbindet er zwischen Brunsbüttel und Kiel die Nord- mit der Ostsee. Anlässlich dieses Jubiläums habe ich eine viertägigige Radtour entlang des Kanals und der Elbe gemacht. Begleitet haben mich fünf radsportbegeisterte Genossen. Bei meiner Radtour durch Schleswig-Holstein bin ich mit vielen Menschen rund um den NOK ins Gespräch gekommen. Ich wollte durch die Tour zeigen, welches Pfund der Nord-Ostsee-Kanal für Schleswig-Holstein ist – sowohl in wirtschaftlicher als auch touristischer Hinsicht. Als schleswig-holsteinischer Verkehrspolitiker, gelernter Wasserbauer und fahrradpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion war die Tour ein echtes Highlight. Ich freue mich sehr, dass Dr. Dieter Hartwig, ein Teilnehmer der Radtour, einen ausführlichen Bericht geschrieben hat, den ich mit euch teilen möchte und den ihr unten lesen könnt.

Von Montag, dem 6. Juli bis Donnerstag, dem 9. Juli 2020 fand die (3.) Radtour mit Mathias Stein, MdB statt, mit (außer Mathias) fünf Teilnehmern (!) aus den SPD-Ortsvereinen Mettenhof, Russee, West-Altstadt, Kieler Mitte und Glückstadt sowie Christoph Beeck, der aber leider in Rendsburg ‚aussteigen‘ musste. Mit dabei auch: Mathias‘ Dreirad – nicht immer einfach zu fahren; vor allem, wenn nach 60 km (?) der Akku leer war… – aber: mit einer großen, roten Kiste mit SPD-Beschriftung, darin Geschenke (u. a. Lille-KiWo-Bier) für unsere Informanten und Gesprächspartner. 

Diese Radtour sollte eigentlich nach Dänemark gehen, was wegen Corona unterbleiben musste. Als Alternative dachte sich Mathias, man könnte ja auch anlässlich „125-Jahre NOK*“ auf der Kaiserroute vom 20. Juni 1895 reisen, nur umgekehrt, also von Kiel nach Hamburg. 

Das Nachfolgende kann Fehler enthalten und ist sicher unvollständig, denn ich schreibe ohne Notizen nur aus der Erinnerung (hatte zwei Gehirnerschütterungen!):

Start war um 09.00 Uhr am Holtenauer Leuchtturm – im Regen, der uns mit Unterbrechungen den ganzen Tag über begleitete. Ohne Unterbrechung hatten wir bis zur Fahrradherberge in Bornholt (mal googeln), also ca. 83 km lang, starken Wind von vorne (als SPD-Mitglieder sind wir das ja gewohnt). In Sehestedt (Imbiß am Kanal) berichtete der Bürgermeister (CDU) sehr interessant über die dortigen Probleme z. B. für Schulkinder aus dem südlichen Ortsteil, rechtzeitig zum Schulbus auf der Nordseite zu gelangen; außerdem über den Segen eines starken Gewerbesteuer-Zahlers, aber natürlich auch über die Abhängigkeit von dieser wichtigen Steuereinnahmequelle. Besonders wichtig war aber der Bericht über die Praxis einer überparteilichen Zusammenarbeit zugunsten des Wohlergehens des Ortes bzw. seiner BewohnerInnen (!). In (der) Fischerhütte gab es ein leichtes Mittagessen. In Breiholz war die Imbiß-Station geschlossen, ein paar Kilometer weiter auch das Gasthaus – Kaffee-/Tee/Kuchen entfiel. In Oldenbüttel warteten drei Radler vergeblich auf die anderen drei, die des Windes wegen einen etwas anderen Weg genommen hatten. Die Imbiß-Wirtin in Oldenbüttel wartet wahrscheinlich noch heute auf jene Drei, für die wir die Nachricht hinterlassen hatten, wir seien schon weitergefahren… Ich will nicht länger klagen – alle sechs trafen in geringen Abständen nach ca. 83 km in der Fahrradherberge ein, die ganz den Lobgesängen im internet entsprach!! Dort wartete Sönke Rix, MdB auf uns – denn Bornholt gehört zu seinem Wahlkreis (Listenplatz), der insgesamt größer ist als das Saarland – so etwas sollte man in der Diskussion um die Bundestagswahlkreise bedenken! Sönke lebt in Eckernförde und Bornholt am NOK liegt in der südwestlichen Grenze dieses Wahlkreises (außerdem betreut Sönke die Wahlkreise Nordfriesland u. Dithmarschen – sofern ich das richtig erinnere). Wir diskutierten ’stammtischmäßig‘ unsere Partei auf allen Ebenen (Ihr könnt Euch das vorstellen). –

Am Dienstag ging es nach einem reichlichen Frühstück bei leicht besserem Wetter (aber weiterhin Gegenwind) nach Brunsbüttel, wo wir vom (privaten) Hafenbetreiber Schramm Group einen fulminanten (!!) Lagebericht bekamen!! Der Geschäftsführer Herr Schnabel schilderte uns die Lage des Brunsbütteler Hafens sowie der anderen von dieser Firma betriebenen Häfen (Glückstadt, Rendsburg, Lubmin sowie im Ausland) sehr anschaulich; darüberhinaus die Lage des Wirtschaftsgebietes Brunsbüttel mit seinen drei Häfen (zwei im Binnenbereich; Bedeutung der 5. Schleuse!) am westlichen Rand Schleswig-Holsteins mit nur einer Eisenbahngleisspur (eine zweite ist dringend!!) und insgesamt ca. 4.000 Mitarbeitern im engeren und ca. 12.500 Mitarbeitern im weiteren Bereich; dazu gab es (in VW-Bussen bei weiterhin ordentlichem Regen) eine Hafenbesichtigung. Alle Radtour-Teilnehmer waren sehr beeindruckt von dieser Präsentation einschl. der Darstellung der Ausbildungsmöglichkeiten – ein teilnehmende junge Frau hatte ihre Ausbildung zur Industriekauffrau (in zwei Jahren) beendet, Teile der Berufsschulausbildung werden beim (weiteren) Studium an der FH Heide anerkannt. Ein junger Mann hatte diese Ausbildung schon beendet. – Nach einem kurzen Telefonat kündigte Herr Schnabel den Besuch des eigentlichen Chefs des Unternehmens an – Herr Schramm stellte sehr verständlich sein Projekt eines Vier-Sterne-Hotels für Brunsbüttel vor (Geschäftskunden der dortigen Firmen werden z. Zt. meist in Hamburg untergebracht, was ja nicht sein muss… – das Geschäft kann man auch in Brunsbüttel machen). Das Gespräch hätte noch viel länger sein können – aber wir wollten nach Glückstadt, wo wir in der Jugendherberge am Hafen so etwa gegen 19 Uhr unsere Zimmer bezogen und im „Kleinen Heinrich“ sehr schön zu Abend aßen (der Berichterstatter: Hamburger Aalsuppe, anschl. Buttermilchsuppe mit Rosinen und Mehlklößchen!!). –

Der dritte Tag war fast ganz regenfrei mit Wind von achtern!!! Die Sperrwerke über die Krückau und die Pinnau erreichten wir zeitgerecht; die Fähre Kronnest fanden wir zwar, aber sie war coronabedingt eingestellt; immerhin konnte Mathias über den schmalen Fluß hinweg mit dem Fährmann sprechen. So allmählich näherten wir uns der Grenze Schleswig-Holsteins bei Wedel/Schulauer Schiffsbegrüßungsanlage, wo wir bei einem Imbiss auf der Elbe große Container-Schiffe sahen. Weil Mathias richtig einschätzte, dass er zu einem facebook-live-Termin „Verkehrswende für den Klimaschutz“ nicht zeitgerecht nach Wandsbek käme, ließ er sein Rad in Wedel stehen und fuhr mit der S-Bahn weiter (nachts holte er das Lastenfahrrad dann ab!!! Tolle Leistung, vor allem wegen der schlimmen Radwege, die ihn auf die Fahrstraße zwangen!). Wir fünf fuhren an der Elbe entlang bis zum Museumshafen Övelgönne, wo sich Günter aus Glückstadt verabschiedete. Weiter ging’s zu Jugendherberge über die HH-er Landungsbrücken, wo wir restlichen vier (fünf) uns wieder auf zwei Zimmer verteilten. Abendessen gab es zwar im Portugiesischen Viertel, aber leider bei einem Italiener (der war zwar gut, aber ich hatte auf Bacalhau á casa gehofft). 

Am nächsten/letzten Tag Frühstück in der ersten Schicht zwischen 7 und 8.15 Uhr an festgelegten Tischen, also abstandswahrend zu anderen Gästen (viele Familien, Kinder). Termine unter Maxis (Köhler; Büromitarbeiterin bei Mathias, sie hatte die Reise organisiert und war beim Abendessen zu uns gestoßen) Leitung: 81.) Besichtigung des gerade renovierten alten Elbtunnels, (2.) Gespräch mit Ole Thorben Buschhüter (verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion in der HH-er Bürgerschaft) – das war ein schöner Kontrast zum letzten Gespräch mit dem ADFC -, Mittagessen mit Blick auf den Hafen (Speisekarte nur digital abrufbar – das war was für mich!); im Regen (nasse Hosen!) (3.) zur Barkassenhafenrundfahrt mit Ingo Egloff (Hafenmarketing; ehem. politisch vielfach auf allen politischen Ebenen aktiv) – sehr schön an großen Schiffen und unter nieddrigen Brücken entlang, dabei reichhaltige Informationen durch Ingo E. (für die gelegentlichen heftigen Kursänderungen war der Berichterstatter verantwortlich). Zurück zur Juhe, dort (4.) Gespräch mit Stefan Wehrheim, Geschäftsführer Jugendherbergswerk Nord – sehr erhellend über die sehr schwierige wirtschaftliche Lage der Juhendbergern, weil die wichtigen Gruppen-/Schülerreisen z. Zt. entfallen. Dann mit Rädern und Gepäck (regenlos!) zur ADFC-Geschäftsstelle, dort (5.) Gespräch mit sehr engagierten FahrradlobbyistInnen, mit denen wir in vielerlei Hinsicht einig waren (zumal wir die HHer Verhältnisse gerade hautnah erlebt hatten). Aber es ist einfacher, viel festzustellen und zu fordern, während der Umsetzung viele Hürden auf vielen Ebenen entgegenstehen. Wir hatten den Eindruck, dass es etwas an der Kommunikation zwischen den ADFC-Leuten u. z. B. dem o. a. verkehrspolitischen Sprecher der SPD-Fraktion mangelt.

Der Gedankenaustausch hätte noch sehr viel länger sein können, aber wir wollten doch nach Kiel zurück. Den Zug um 19.22 Uhr erreichten wir gerade nicht, der um 19.43 Uhr fuhr einfach nicht los („… eine Tür schließt nicht“). Dann aber kamen wir doch in Kiel an – kein Regen; wenig Wind. Ingo vom Ortsverein West/Altstadt, Klaus aus Mettenhof, Olaf aus Russee und Dieter aus Kieler Mitte waren sehr zufrieden mit dieser höchst informativen Radtour ohne wirkliche Pannen; für das Wetter machten wir Mathias und Maxi nicht verantwortlich, vielmehr bedankten wir uns für dieses Unternehmen und radelten in alle Himmelsrichtungen nach Hause – im Bewusstsein, eine schöne Leistung mit ca. 230 km (je nachdem, von wo aus man startete) erbracht zu haben.

Kiel, 9. Juli 2020
Dieter Hartwig

*1895 bis 1948 KWK