Kiel statt Kalifornien: Die Junior-Botschafterin Marzellina Urmersbach ist zurück

So schnell ist das Jahr in den USA wieder vorbei: Die 16-jährige Marzellina Urmersbach aus Kiel-Hassee hat das Schuljahr 2018/2019 an einer Highschool im Norden Kaliforniens verbracht. Ich hatte sie als Teilnehmerin für das Parlamentarische Patenschaftsprogramm (PPP) des Deutschen Bundestags ausgewählt. Das PPP gibt seit 1983 jedes Jahr Schülern mit einem Stipendium die Möglichkeit, ein Austauschjahr in den USA zu erleben. Die Stipendiaten haben die Aufgabe als Junior-Botschafter in den USA ihre Erfahrungen vom gesellschaftlichen und politischen Leben in Deutschland zu vermitteln.

Seit Anfang Juli ist Marzellina Urmersbach wieder in Kiel. Vergangene Woche haben wir uns zum Gespräch in meinem Bürgerbüro getroffen. Marzellina hat von ihrem Leben in der kleinen Stadt Arcata im nordkalifornischen Humboldt County berichtet: „Ich kann nicht über die ganze USA urteilen, aber eins steht fest: Im liberalen Humboldt County stimmen die uns bekannten amerikanischen Klischees nicht. Verbundenheit zur Natur, Unterstützung der regionalen Wirtschaft, Zusammenhalt in der Gemeinschaft und viel ehrenamtliches Engagement von Jung & Alt machen die dortige Gesellschaft aus.“ Arcata sei eine lebendige Stadt mit vielen jungen Leuten, deutlich kleiner als Kiel und mit sehr entspannten Bewohnern: An den Geruch von „Gras“ (Marihuana) musste Marzellina sich gewöhnen. Seit Anfang 2018 ist es in Kalifornien legalisiert. 

Ich habe mich sehr über das Wiedersehen mit Marzellina sehr gefreut. Persönliche Bekanntschaften und Erfahrungen sind das Beste, um andere Kulturen wirklich kennen zu lernen und ein Verständnis füreinander zu entwickeln. Als ich Marzellina wiedergetroffen habe, habe ich gemerkt, wie wertvoll diese Auslandserfahrung für sie war. Sie ist als selbstständige, politisch interessierte junge Frau zurückgekommen.  

Mit meinem amerikanischen Pendent, dem Abgeordneten im Repräsentantenhaus vom Humboldt County, Jared Huffmann, hat Marzellina sich in Washington getroffen. Sie hat in den USA allerdings nicht nur schöne Dinge erlebt: Sie hatte einen schweren Skiunfall und musste die Gastfamilie wechseln. Besonders froh bin ich daher, dass Marzellinas Fazit dennoch durchweg positiv ausfiel: „Ich würde definitiv sagen, dieses Jahr war das Beste meines Lebens!“, so Marzellina. 

Zum amerikanischen Schulsystem sagt Marzellina: „Das amerikanische Schulsystem ist nicht schlechter, es ist nur anders. Es lässt viel Raum für Individualität, da die Jugendlichen sich schon früh entscheiden müssen was sie in ihrer Zukunft machen möchten, denn Fächer werden nach Interessen gewählt.“ In Kiel wird Marzellina wird nach den Sommerferien auf das Ernst-Barlach-Gymnasium gehen. Dort hat sie die Möglichkeit, ein gesellschaftswissenschaftliches Profil mit WiPo als Kernfach zu belegen. Schließlich ist ihr Interesse an Politik geweckt. Die Geschehnisse in Deutschland und Europa hat sie von den USA aus beobachtet: von Europawahl bis „Fridays for Future“. Und sie hat richtig Lust bekommen, sich politisch einzubringen. 

Ich fand das Treffen mit Marzellina, ihre Berichte und die politische Diskussion mit ihr so spannend, dass ich viele Menschen aus dem Wahlkreis daran teilhaben lassen möchte. Im Herbst werde ich gemeinsam mit Marzellina zu einer öffentliche Veranstaltung einladen, in der wir über die politischen Situation in den USA diskutieren und über ihre Erfahrungen reden möchten.