Praktikum im Bundestagsbüro – ein Bericht meines Praktikanten Laurenz Lindenau
Wenn man als Politikstudent jeden Tag mit dem faszinierenden Thema Politik zu tun hat, dreht sich der eigene Kopf irgendwann im Theorienwirrwarr und man will herausfinden, wie es in der Praxis aussieht. Neben Politikwissenschaft studiere ich übrigens Philosophie und dass an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Ich, Laurenz Lindenau, habe mein Praktikum bei dem Kieler SPD-Bundestagsabgeordneten Mathias Stein in zwei Zeitabschnitten absolviert: In der ersten Woche war ich im Büro des Wahlkreises und in den restlichen drei Wochen in seinem Abgeordnetenbüro im Berliner Bundestag zu Gast. Obwohl ich mir bereits jahrelang in der Theorie Wissen angeeignet habe, lernte ich während meines Praktikums mehr über die politische Praxis, als während meiner Studienzeit. Man muss dazu jedoch auch sagen, dass der Schwerpunkt im Studium auf einer wissenschaftlich fundierten Ausbildung liegt und nicht darauf, politische Praxis theoretisch zu lehren. Deshalb war ein gewisses Vorwissen von großem Vorteil, bevor ich mit meinem Praktikum begann.
Den politischen Betrieb in der Praxis zu erleben, ist dann aber noch einmal etwas ganz Anderes, als in Lehrbüchern darüber zu lesen. Während meiner ersten Woche in Kiel habe ich bereits die Möglichkeit erhalten, viele spannende Einblicke in den politischen Alltag zu bekommen. So begleitete ich Mathias Stein bei seinem Ortstermin an der Schleuse in Holtenau, der sich dort ein Bild vom Havarieschaden machte und sich die geplanten Maßnahmen erläutern ließ. Mir hat das vor allem gezeigt, wie wichtig Investitionen in den Kanal und die weitere Infrastruktur sind, damit flexibel und schnell auf Ausfälle reagiert werden kann. Der stetige und intensive Austausch mit Bürgern war das, was mir während meiner Tätigkeit in Kiel am meisten Freude bereitet hat. Hier habe ich viel über aktuelle Projekte, Anliegen, aber auch Sorgen und lobende Worte von den Bürgerinnen und Bürgern erfahren. Die Zeit in Berlin jedoch war eine gänzlich andere. Von Bürgergesprächen ist man hier relativ fern. Stattdessen wird Politik für den Bürger gemacht. Besonders reizvoll war es deshalb für mich, mitzuerleben, wie diese Politik für den Bürger gemacht wird und wie viel Aufwand hinter den Kulissen betrieben wird.
Der Arbeitsalltag in Berlin besteht für den Abgeordneten hauptsächlich darin, Plenar- und Ausschuss-, und Arbeitsgruppensitzungen zu besuchen und viele Fachtermine und Gespräche mit Interessenvertretern und Fachexperten zu führen. Daneben muss der Abgeordnete sich natürlich gründlich auf aktuelle politische Termine vorbereiten. Bei vielen dieser Termine war ich als stiller Beobachter dabei und erstellte u.a. Protokolle oder Memos zu den Treffen.
Besonders spannend war es zudem für mich, mehr über das Arbeitsbild des wissenschaftlichen Mitarbeiters zu erfahren, der als zusätzliches „Gehirn“ hinter dem Abgeordneten dafür zuständig ist, dass der Abgeordnete auf alles gut vorbereitet wird. So sind hier Rechercheaufträge und Pressemitteilungen schreiben keine Seltenheit, sondern Tagesgeschäft. Auch dazu habe ich während meiner Praktikumszeit aktiv beigetragen. Besonders hat sich dabei die Betreuung durch die Sachbearbeiterin, Pamela Eichmann, sowie die wissenschaftlichen Mitarbeiter Magnus Bünning und Nadine Brockmann ausgezeichnet. Sie übertrugen mir Aufgaben, erklärten mir Zusammenhänge und organisierten für mich die Teilnahme an Veranstaltungen und das jederzeit mit Geduld und im Detail. Für diese herzliche Aufnahme im Kollegenkreis bin ich sehr dankbar. Die vielen Termine gemeinsam mit Mathias Stein haben mir ebenfalls große Freude bereitet, hier habe ich viel von Mathias gelernt und das stets in einer herzlichen Arbeitsatmosphäre.
Norbert Blüm sagte einmal: ,,Wer in der Regierung sitzt, muss Brände sofort löschen. Die Opposition kann über die Verbesserung der Feuerwehr in Ruhe nachdenken.“ Nach meinem Praktikum weiß ich nun, dass ich diesem Zitat nicht zustimme. Als Abgeordneter muss man nämlich während man Brände löscht, darüber nachdenken, wie man die Feuerwehr verbessert.