Besuch beim Bauhof des Wasserschifffahrtamtes Berlin
Am 16. April habe ich den Bauhof des Wasserschifffahrtsamtes Berlin in Grünau besucht. Zunächst stand ein Rundgang über das Gelände auf dem Programm. Dabei wurde das zentrale Thema der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung – Personal- und Fachkräftemangel – einmal mehr sehr deutlich: Bei fast allen Tätigkeiten (vom Maler über den Maschinenbauer bis zum Taucher) gibt es zu wenig Personal. In der anschließenden Teilpersonalversammlung habe ich mit den Beschäftigten über die Herausforderungen der WSV insgesamt aber auch über ihre konkreten Sorgen, Wünsche und Forderungen diskutiert. Bis zur Wahl in den Deutschen Bundestag war ich selbst 25 Jahre lang bei der WSV, vieles, was die Kolleginnen und Kollegen in Grünau berichtet haben, war mir daher auch aus meiner eigenen Arbeit bekannt.
Viele Bauwerke an deutschen Wasserstraßen sind in kritischem Zustand – auch in Berlin -, weil in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zu wenig saniert und erhalten wurde. Das lag in der Vergangenheit auch an Geldmangel, dieses Problem haben wir heute nicht mehr. Die Fokussierung auf die neuen Bundesländer in den 1990er Jahren hatte natürlich auch den Nebeneffekt, dass im „alten“ Wasserstraßennetz weniger investiert wurde. Der allgegenwärtigen Fachkräftemangel, aber auch durch die Nachwirkungen des personellen Kahlschlags der ersten Jahre WSV-Reform unter schwarz-gelb sind allerdings vor Ort immer stärker spürbar. Dass bisher trotz der Personalsituation nur im Einzelfall Bauwerke wie Schleusen geschlossen werden müssen, liegt am großartigen Engagement der Beschäftigten.
Leider bekommen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort aber nicht immer Rückenwind aus der Generaldirektion der WSV in Bonn. So wurden beispielsweise im Bereich des WSA Berlin beispielsweise Schiffsschleusen in Bootsschleusen umdeklariert, die Arbeit für die Beschäftigten vor Ort bleibt dabei die gleiche: Sie überwachen, kontrollieren und bedienen die Schleusen, stellen die Betriebsbereitschaft und -sicherheit der Anlage sicher, regeln und überwachen den Schiffsverkehr und nehmen gewässerkundliche und schiffspolizeiliche Aufgaben wahr. Dabei sind sie auch zuständig bei (drohenden) Havarien. Durch die Umdeklarierung zur Bootsschleuse dürfen an diesen Schleusen allerdings auch fachfremde Beschäftigte eingesetzt werden, die erstens nicht die gleiche fachliche Befähigung wie Schichtleiter mit einer speziellen Ausbildung haben und zweitens mit der Entgeltgruppe 6 statt 8 auch deutlich schlechter bezahlt werden. Neben fehlender Wertschätzung gegenüber der Arbeit von Schichtleitern folgen aus der Umdeklarierung auch Probleme wie die ungeklärte Frage der Verantwortung beispielsweise bei Havarien oder die Herausforderung, neues Personal zu finden, dass trotz geringerer Bezahlung und Wochenendarbeit bereit ist, diese Aufgaben zu übernehmen.
Fachkräftemangel, Probleme bei der Nachbesetzung von Stellen, Schwierigkeiten bei und nach Vergaben, Digitalisierung der Arbeitswelt oder auch neue Anforderungen für Umweltschutz, um nur einige Punkte zu nennen: die Liste Herausforderungen für die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung ist lang. Als zuständiger Berichterstatter der SPD im Bundestag möchte ich in den kommenden Jahren dazu beitragen, dass wir diese Herausforderungen aktiv und mit klaren Zielformulierungen angehen.